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Die neue Parkinson-Schmerz-Klassifikation

Hintergrund

Schmerzen sind ein häufiges Phänomen bei Parkinson, das bei etwa 25 % der Patienten schon zu Beginn der Erkrankung auftritt. Im Laufe der Erkrankung sind bis zu 80 Prozent der Patienten davon betroffen. Oft ist es schwierig, die Ursache für die Schmerzen herauszufinden, da Algorithmen oder spezielle Fragebögen fehlen. Daher haben die Kliniken Valens zusammen mit anderen Kliniken einen Fragebogen mit Online-Applikation entwickelt, der feststellen lässt, ob die Schmerzen durch die Parkinsonkrankheit bedingt sind und welcher Schmerzmechanismus ursächlich ist. Dies ermöglicht eine gezielte Diagnostik und Behandlung.

Aktuelles Projekt «Validierung eines neuen Schmerzfragebogens bei Patienten mit M. Parkinson»

In einer internationalen Validierungsstudie wurde der neue Fragebogen zur Parkinson Schmerzklassifikation mit anderen Schmerzfragebögen, einem Lebensqualitätsfragebogen, motorischen Fragebögen und einem Depressionsfragebogen verglichen. Die Patienten wurden nach sieben Tagen nochmals von dem gleichen Untersucher und einem weiteren Untersucher befragt.

Abbildung 1: Häufigkeit von Schmerzen bei Morbus Parkinson in der aktuellen Studie

 

PD-assoziierter Schmerz
Abbildung 2: Häufigkeit der unterschiedlichen Schmerzen in der aktuellen Studie

Forschungsteam & Finanzierung:

 

Kliniken Valens:
Prof. Dr. med. V. Mylius, N. Hollenstein, Dr. med. Dr. sc. nat. R. Gonzenbach, S. Beer, M. Kaufmann

Biomedical Research Center, Buenos Aires, Argentinien:
S. Perez-Lloret

Hospital das Clínicas, Universidade de Sao Paulo, Brasilien:
D. Ciampi de Andrade und Mitarbeiter

Kantonsspital St. Gallen:
F. Brugger, G. Kägi, S. Hägele-Link

Rehaklinik Zihlschlacht:
C. Möller

Assistance Publique-Hôpitaux de Paris, Frankreich:
D. Bouhassira, J.-P. Lefaucheur

Philipps-Universität Marburg, Deutschland:
L. Timmermann, V. Mylius, C. Möller

King’s College Hospital, London, Grossbritannien:
A. Rizos, C. R. Chaudhuri

 

Finanziert von Parkinson Schweiz, Zambon und Mudipharma

Resultate

An der Studie nahmen 159 stationäre und ambulante Parkinson-Patienten (Krankheitsdauer 10.2±7.6 Jahre) und 37 gesunde Kontrollprobanden in vier Zentren teil (drei Zentren in der Schweiz und ein Zentrum in Brasilien). 122 Patienten zeigten Parkinson-assoziierte Schmerzen (77 %).

Nozizeptiver, neuropathischer und noziplastischer Schmerz traten bei 87 (55 %), 25 (16 %) bzw. 35 (22 %) Patienten auf. Parkinson-unabhängige Schmerzen konnten bei 35 (22 %) Patienten festgestellt werden. Der Schmerzscore des Fragebogens korrelierte mit Schmerzratings aus den anderen Fragebögen, mit der Anwesenheit von Dyskinesien, mit motorischen Fluktuationen, der Lebensqualität und dem Depressions- und Ängstlichkeitsscore.

Die Studie zeigte, dass der neue Schmerzfragebogen gut zwischen Parkinson-assoziierten und nicht Parkinson-assoziiertem Schmerz unterscheiden kann. Es konnte auch gezeigt werden, dass es möglich ist diese Schmerzen einem Schmerzmechanismus zuzuordnen, was wiederum eine gezielte Diagnostik und Therapie erlaubt.

 

Referenzen

Die Studie in voller Länge ist abrufbar unter:
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33044395/

 

Publikationen

Mylius V, Perez Lloret S, Brook CS, Krüger MT, Hägele-Link S, Gonzenbach R, Kassubek J, Bohlhalter S, Lefaucheur JP, Timmermann L, Kägi G, Brugger F, Ciampi de Andrade D, Möller JC. Die neue Parkinson-Schmerzklassifikation (PSK). Nervenarzt. 2022 Jan 28.

Mylius V, Bohlhalter St. Magazin Parkinson, Ausgabe Dezember 2021: Fühlen bei Parkinson